Ich und die Welt
Die Serenaden von Paul Hindemith, die im Zentrum stehen, waren ein Hochzeitsgeschenk an seine zukünftige Frau. Darin vertont er das Kennenlernen zwischen ihm und seiner geliebten Gertrud. Das Werk wird ergänzt und umrahmt mit Gedichten von Christian Morgenstern, ebenso mit Stücken von der zeitgenössischen Komponistin Jacqueline Fontyn, die in «Sieben Galgenlieder» Gedichte von Morgenstern vertont hat. Es entsteht eine Symbiose zwischen den Künsten – der gesprochenen Sprache gepaart mit klingender Poesie. Durch die Gemeinsamkeiten in ihren Werken, entschieden wir uns zusätzlich für eine überlagernde Kombination der Kompositionen. Fontyns Lieder wie auch Gedichte von Christian Morgenstern verweben sich mit den Serenaden, die sich wie ein roter Faden durch das Konzert ziehen. Die Galgenlieder von Fontyn sind in die Erzählung der Serenaden ergänzend eingearbeitet.
Das Konzert Ich und die Welt thematisiert die Liebe, die seit Menschheitsgedenken die reiche Palette von Emotionen auslotet. Es erzählt die Geschichte zweier Liebender, die sich in einer noch durch den ersten Weltkrieg geprägten Zeit ereignet. Mitstreiter, die um die Gunst der Frau buhlen, ähnlich dem Kampf der Industriemächte um den Platz an der Sonne, erschweren es dem Geliebten, sich seiner Gefühle bewusst zu werden und seine grosse Liebe für sich zu gewinnen.
Die Poesie des Dichters Christian Morgenstern war in den 1920er Jahren eine Inspirationsquelle für Hindemith, was die drei Künstler:innen noch auf einer anderen Ebene miteinander verbindet.
Der Sieg der Liebe soll im Anschluss beim gemütlichen Zusammensein in Form eines Apéros gefeiert werden. 2022 arbeitete das Projekt Ich und die Welt mit der General Sutter Distillery in Sissach (BL) zusammen. Eines der Konzerte fand in der Brennerei statt.
Melia Inglin – Gesang
Zurzeit studiert die in Zug geborene und in Baar aufgewachsene Sopranistin an der HSLU Musik im Master of Arts Music Performance bei Prof. Peter Brechbühler. Neben dem Studium ist sie sehr engagiert darin, eigene Projekte ganz unterschiedlicher Art zu lancieren. So hat sie unteranderem zwei Kurzopern mit kleinem Orchester auf die Bühne gebracht und das Konzertformat «Wein im Ohr» entwickelt, bei dem der Geschmacks- und Geruchssinn mit dem Hörsinn verbunden wird. Ihr neustes Projekt ist ein zeitgenössisches Singspiel für Kinder und Erwachsene über das Bilderbuch «Pitschi», das zurzeit komponiert wird und Ende 2023 zur Aufführung kommt.
Leise Lieder sing ich dir bei Nacht,
Lieder, die kein sterblich Ohr vernimmt,
noch ein Stern, der etwa spähend wacht,
noch der Mond, der still im Äther schwimmt;
denen niemand als das eigne Herz,
das sie träumt, in tiefer Wehmut lauscht,
und an denen niemand als der Schmerz,
der sie zeugt, sich kummervoll berauscht.
Leider Lieder sing ich dir bei Nacht,
dir, in deren Aug mein Sinn versank,
und aus dessen tiefem, dunklen Schacht
meine Seele ewige Sehnsucht trank.
Julia Rechsteiner
Julia Rechsteiner entdeckte während ihres Bachelors of Arts mit Hauptfach Oboe ihre Leidenschaft für die Orgel und Barockoboe. Nebst dem Unterricht auf der modernen Oboe widmet sie sich der Ausübung der historischen Aufführungspraxis der Barockmusik. Um die Alte Musik und ihr allgemeines Verständnis der Kompositionen bis zur Moderne besser nachvollziehen zu können, bildet sie sich im Generalbassspiel und der Kontrapunktlehre weiter. Falls es die Zeit zulässt, geniesst sie jede Möglichkeit, sich mit der zeitgenössischen Musik und deren individueller Sprache auseinanderzusetzen.
Das war ein langer Weg mit jungen Bäumen, unweit des Hauses, den wir jenen Abend so unermüdlich auf und nieder gingen, so zärtlich Arm in Arm; ich weiss noch, wie du den deinen unter meinen Mantel schmiegtest, dass dir sein Flügel halb die Schulter hüllte. Was schwatzten wir nicht alles da! Du klagtest
Von Sorgen, die zu früh dir zugemessen, ich kam dir philosophisch, treu dich lehrend, was grade mit an Weisheit aufgegangen; dazwischen wehten milde Abendwinde, und unten lag der See im mattem Glanze. Und weisst du auch noch, wie ein altes Weibchen Uns lächelnd als ein junges Brautpaar grüsste
Und wir ihm fromm doch fruchtlos widersprachen? Ach, Herz, wenn ich an diesen Abend denke Und an den kleinen Weg mit jungen Bäumen, dann möchte ich jeden Lufthauch für dich bitten, er mög dir all des Glückes Träger werden, das ich dir wünsche, Tapfre, Liebe, Gute!
Catarina Marques
Die in Lissabon geborene Künstlerin Catarina Marques wurde 2013 mit der Kammermusikgruppe «Oboé Concórdia » in Portugal mit dem «Young Musicians Award» ausgezeichnet. Derzeit absolviert sie ein zweites Masterstudium in Musik Performance mit Viola bei Isabel Charisius an der HSLU, wo sie mit grosser Hingabe auf Kammermusik und zeitgenössischer Musik spezialisiert.
Kam des Wegs spät abends
Längs des Stromes.
Da erdröhnte fern die Nacht
Und rollte
Einen Eilzug über Brückenbogen,
die gescheuchten Schatten
fahl entstiegen.
Funkelnd glitt
Der Fenster gelbe Reihe
Drunten mit
In schwarzer Fluten Spiegel,
drüber aber
liess der fliehnde Kessel
seines Dampfs
langlagerndes Gewölke.
Wirr zerflatterten
Die weissen Dünste
In der blauen
Winterklaren Weltnacht …
Und da kam ein Traum
In meine Seele –
Und vor mir
Zerflossen –
Sternennebel.
Pierre Delignies
Der Pianist Pierre Delignies machte schon bald am Konservatorium seiner Heimatstadt Santander auf sich aufmerksam, wo er bei Miguel Sierraund Irini Gaitani studierte. Dank einem Stipendium der Botín-Stiftung setzte er sein Studium bei den Professoren Marta Zabaleta, Miguel Borges und Ricardo Descalzo im Fachbereich zeitgenössisches Repertoire, das er mit der „Matrícula de Honor“ Auszeichnung abschloss. Sein Studium führte über Amsterdam nach Luzern, wo er seine Leidenschaft zur zeitgenössischen Musik weiter auslebt. Er trat international erfolgreich als Solist, im Duo oder mit Orchester in Konzerten auf.
Oh zittre mir nicht so, mein Herz,
da scher das Leben auf dir liegt,
wir haben ja noch jeden Schmerz
im leichten Sinn besiegt.
Und wenn du gar so einsam bist
In dem, was diene Schönheit macht, –
Ein Herze, das dich nicht vergisst,
du findst es noch vor Nacht.
Pirii Pimentel Rodrigues
Pirii Pimentel Rodrigues wuchs als Künstlerin und Cellistin in Lissabon auf. Ihre Leidenschaft gilt der Neuen Musik, Performance und Improvisation. Auf ihrem künstlerischen Weg praktizierte sie klassischen und zeitgenössischen Tanz, Theater, Gesang und Malerei sowie Musiktherapie. Sie war Preisträgerin mehrerer Kammermusikwettbewerbe und ist Mitglied des Ono Trios. Nach dem Abschluss ihres Bachelors of Music mit Profil Orchester- und Instrumentalpädagogik an der Hochschule für Musik und Tanz Köln Standort Wuppertal bei Prof. Susanne Müller-Hornbach nach Luzern, wo sie aktuell ein Masterstudium in Interpretation in Contemporary Music mit Nebenfach in Improvisation bei den Professoren Erik Borgir und Charlotte Hug absolviert.